Geflüster: sei ein Spinnennetz
Und fang die Turteltäubschen für mich ein!
Klein soll ich werden. Eine Maus –
Und ich schlüpfe durch die Maschen.
Ich bin zum Sprung bereit –
Und meine Hände sollen Katzentatzen sein!
Spreize die Arme. Flieg als Spatz –
Und du kannst mich nicht erhaschen!
Gefieder: und gen Himmel jetzt als Habicht –
Du bist schon zum greifen nah!
Flügel zu Schuppen –
Als Forelle bin ich schnell dem Griff entwunden.
Mit Siebenhundert Zähnen stelle ich als Hecht dir nach –
Schon bin ich da!
Ans Ufer als Otter –
Sei kalt und kälter dort im Eis gebunden!
Abrakadabra!
Worte sind Waffen!
Abrakadabra!
Sie können dich zerbrechen.
Abrakadabra!
Ich werde neu erschaffen.
Abrakadabra!
Ich bin das, was ich spreche.
Zersplittert sei das Weiher-Eis –
Win Wolfsfell soll mein neuer Mantel sein!
Hauerbewehrt komm ich als Keiler –
Und zerschmettre deine Knochen!
Als Eibe rag ich auf –
Komm, renn dir doch den Schweine – Schädel an mir ein!
Rufe den Sturm und einen Blitz –
Um dir deinen Saft zu kochen!
Gewitter kann mir nichts –
Ich bin ein Feuer, das dich mit dem Rauch erstickt.
Packe den Sturmwind und schleudre ihn –
Damit ich dich verwehe!
Verdichte mich zur Schlange –
Dort im hohen Gras entschwinde ich dem Blick.
Stehe als Falke in der Luft –
Und so werd ich dich schon sehen!
Abrakadabra!
Worte sind Waffen!
Abrakadabra!
Sie können dich zerbrechen.
Abrakadabra!
Ich werde neu erschaffen.
Abrakadabra!
Ich bin das, was ich spreche.
Die List
Gut gekämpft, mit Wort und tat, mit Hand und Zunge;
Dafür gebührt dir nun der Lohn!
Ja, dafür lernst du heute endlich, guter Junge
Die allerwichtigste Lektion!
Manche Nacht gelang es dir, im Buch zu lesen,
Und Spruch um Spruch warst du gestärkt:
Am Tag verhieltst du dich,
Als wäre nichts gewesen,
Und glaubst, ich hätte nichts bemerkt?
Durch Worte macht man sich die dunkle Macht zu Diensten,
Doch sie genügen nicht allein:
Denn so tief man eintaucht
In die Kunst der Künste,
So schwarz muss man im Innern sein.
Der Koraktor muss die Seele widerspiegeln,
Schau hinein, du wirst erkannt;
Sonst bleibt er nichts
Als ein Buch mit sieben Siegeln,
Nicht umsonst wird sie die schwarze Kunst genannt.
Wie die Mächtigen es schon seit jeher Wissen,
Es gibt immer einen Kniff;
Denn als Guter bist du niemals so gerissen,
Ein Zauberpfeil der immer trifft!
Hilft am Ende nicht die finsterste Intrige;
Und wenn du dich mir nicht ergibst –
Kann ich dich vielleicht auch heute nicht besiegen
Dann töte ich das, was du liebst!
Durch Heidekraut, so wie ein Pfeil,
So unbarmherzig tötlich, wenn er trifft;
Gleich bin ich da, nichts mehr stellt sich
Zwischen mich und meine Beute,
Dort liegt sie hinterm Weidenstrauch
Und von den spitzen Zähnen tropft das Gift.
Den falschen Geliebten hast du dir gewählt
Und darum stirbst du heute!
Abrakadabra!
Worte sind Waffen!
Abrakadabra!
Sie können dich zerbrechen.
Abrakadabra!
Ich werde neu erschaffen.
Abrakadabra!
Ich bin das, was ich spreche.
Der Tod
Ich sehe nur ganz kurz
Eine Schlange sich fortwinden;
Ich fang dich noch im Sturz
Und seh das Leben schwinden.
Oh, Liebste, bleib bei mir!
Wie soll ich weiterleben?
Du zitterst und du frierst;
Will dir einen Mantel weben.
Ich flüstre in dein Haar,
Erschaffe zarte Daunen.
Dein Blick ist nicht mehr klar
Und zeigt nur noch Erstaunen.
Ein weißes Federkleid,
Um dich drin einzuhüllen;
Ein Gefäß für kurze Zeit,
Um die Seele einzufüllen.
Dein Körper ist schon tot,
Doch ich muss ihn weiter wiegen;
Und ich seh im Abendrot
Einen Schwan zum Himmel fliegen.